Dass für Wärme und Verkehr viel mehr Energie als für Strom verbraucht wird, liest man selten. Jedoch werden in Deutschland nur etwa 23 % der Energie als Strom konsumiert, der Rest entfällt auf Heizung (52 %) und Kraftstoffe für Fahrzeuge (24 %). Damit sollte doch eigentlich dem Wärmesektor die größte Aufmerksamkeit zukommen.

Was steckt eigentlich hinter dem Begriff Wärmewende?

Einige Definitionen gibt es für den Begriff Wärmewende bereits. Folgende Definition knüpft an die bisherigen von Silke Thole vom enbausa-Blog und Annett Maschke vonsolar-wissen.net an:

Die Wärmewende beschreibt den Übergang zu einer nachhaltigen Energieversorgung im Wärmesektor. Hierzu gehört nicht nur eine Wende hin zu energieeffizienterer Heiztechnik und Gebäudedämmung, sondern auch die Sensibilisierung der Bevölkerung für einen bewussteren Umgang mit Wärmeenergie.

Eine nachhaltige Wärmeversorgung beinhaltet aber nicht nur den Umstieg auf klimaverträgliche Energiequellen. Sie sollte auch sozial und ökonomisch sinnvoll sein. Dazu gehört beispielsweise:

  • ein breites Spektrum von Energiequellen, um einseitige Abhängigkeiten zu verhindern
  • der Umstieg von endlichen (fossilen) Energieträgern auf „unendliche“ (regenerative) Energieträger, um eine langfristige Versorgung zu gewährleisten
  • der Wechsel vom Energieimport hin zur regionalen Energieerzeugung, um unabhängig von externen Preisen und Ressourcen zu sein und somit Preisschwankungen und Lieferengpässen zu entgehen

Und woran hapert es denn jetzt mit der Wärmewende?

Tja, die Wärmewende kommt nicht so richtig in Gang, obwohl allein schon in den Privathaushalten ein riesiges Einsparpotenzial durch Heizungsmodernisierung und energetische Sanierung schlummert. Das haben wir schon des Öfteren deutlich gemacht. Aber woran liegt es?

Solar-Wissen und Enbausa haben wohl recht, wenn sie eine schlechte Informationsdarstellung kritisieren und die höhere Komplexität des Wärmemarktes als Hindernis sehen. Daran kann man anknüpfen, dass der Wärmemarkt anders strukturiert ist, als der Strommarkt. Ein großes Einsparpotenzial steckt hier nämlich in den Privathaushalten, dh. bei der Wärmewende sind die Privathaushalte noch stärker mit eigenen Investitionen in ihr Eigenheim gefordert.

Die Stromwende hingegen findet vermehrt im öffentlichen Raum statt und der Staat hat hier bessere Möglichkeiten zu steuern und zu regulieren. Da wurde mit der EEG-Umlage auch hauptsächlich ein Anreiz für Unternehmen geschaffen, die erneuerbaren Strom produzieren. Privatkonsumenten sind davon nur indirekt durch höhere Strompreise betroffen, bei der Wärmewende hingegen müssen die Bürger derzeit viel proaktiver mitgestalten.

Besitzer von Ein- und Zweifamilienhäusern müssen nämlich selbst initiativ werden, um eine Sanierung oder Modernisierung vornehmen. Zwar gibt es da schon einige Anreiz- und Förderprogramme, aber für Privatpersonen ist das schon ein Riesenprojekt – zeitlich und finanziell. Da fehlt es auch an Transparenz, wann sich die Kosten einer solchen Investition amortisieren. Gerade über Wärmedämmung wird in vielen Medien derzeit sehr negativ berichtet, was zusätzlich abschreckt.

Die Wärmewende sollte für Privathaushalte sozialverträglich und finanziell machbar sein. Potentielle Ersparnisse müssen transparent gemacht werden und die Fördermöglichkeiten noch besser kommuniziert werden, damit Wärme neben Strom auf der Agenda bestehen kann.

Quellen:

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