Diesmal berichten wir über das Computerspiel „Schaffst du die Energiewende in Bayern?“ und haben es auch sofort ausgetestet. Das Spiel eignet sich nicht nur für Erwachsene, auch Kinder werden daran Ihre Freude haben.
Spiel steht kostenlos zur Verfügung
Das Lernspiel wurde vom Freistaat Bayern finanziert und vom Deutschen Luft- und Raumfahrtzentrum (DLR) und der gemeinnützigen Gesellschaft für Kommunikations- und Kooperationsforschung Dialogik konzipiert. Dadurch steht es jedem Nutzer kostenlos zur Verfügung und kann sogar ganz ohne Registrierung online als Gast gespielt werden. Das Strategiespiel ist auch für Erwachsene spannend.
Ziel: Die Energiewende in Bayern schaffen
Ziel des Spiels ist es, bis 2023 die Energieversorgung in Bayern auf Erneuerbare Energien umzustellen, damit bis dahin alle 4 Atomkraftwerke im Land abgeschaltet werden können und der Bevölkerung trotzdem noch genug Strom bleibt. Dabei wird man gleich zu Beginn auf den sogenannten Energie-3-Sprung hingewiesen:
- Energieverbrauch vermeiden,
- Effizienz steigern,
- Erneuerbare Energien ausbauen.
Eröffnend wird man mit einer Startbilanz konfrontiert, die den Strommix in Bayern zeigt. Leider nur den Strommix – wurde die Wärmewende etwa auch in diesem Spiel vergessen? Was ist mit den Heizungen? Das ist in der Tat recht schade. Der Fokus des Spiels liegt klar auf dem Atomausstieg, der in Bayern eine bedeutende Rolle spielt und beschäftigt sich ausschließlich mit dem Thema Stromerzeugung.
Herausforderung: Das Gleichgewicht zwischen Umwelt, Bevölkerung und Wirtschaft
Und dann geht es schon los. Auf einer virtuellen Landkarte des Landes Bayern soll nun um die Energiewende gerungen werden. Durch den Abriss alter Kraftwerke und den Neubau anderer Kraftwerke soll man nach und nach zu einer sauberen, CO²-armen Energiebilanz gelangen.
Doch so einfach ist es dann doch nicht: Nur durch eine ausgewogene Abwägung politischer, ökonomischer und ökologischer Faktoren ist das Spiel zu gewinnen. Schnelligkeit ist geboten, denn wenn die Lebensdauer eines Kraftwerks endet, muss Der Bau eines Kraftwerks bringt zwar Arbeitsplätze, aber kostet Geld. Bevor die Verschuldung zu groß wird, sollte man vielleicht den Strompreis erhöhen? Was wird die Bevölkerung dazu sagen? Einfach über den Kopf der eigenen Bürger zu entscheiden ist übrigens auch nicht gern gesehen. Dass plötzlich ein neues Biomassekraftwerk um die Ecke entsteht, führt dann auch mal zu Protesten in der Bevölkerung – wie im richtigen Leben. Und auch dies darf nicht vergessen werden: Die Stadtbewohner, die vorher im AKW gearbeitet haben, können nicht schnurstracks im Wasserkraftwerk weiterarbeiten, sondern bedürfen einer Umschulung. Nur wer all dies und mehr beachtet, kann die Energiewende schaffen.
Fazit: Netter Zeitvertreib mit Lerneffekt
Auch für Spieler, die bisher wenig über das Thema wussten, wird schnell klar, welche Vor- und Nachteile Gas, Photovoltaik, Kernkraftwerken, Kohle, Wasserkraft oder Biomasse haben. Ein kompetentes interdisziplinäres Beratungsteam informiert stets in kleinen Sprechblasen über die Gaspreisentwicklung, das Wohlbefinden der Bevölkerung und andere Konsequenzen der eigenen Bauaktivitäten.
Hier handelt es sich um eine gelungene Wirtschaftssimulation für Jung und Alt mit einem gehörigen Lerneffekt. Insbesondere das Jonglieren zwischen Finanzen, CO²-Ausstoß und Sozialem, verdeutlicht die Herausforderungen für Politik und Wirtschaft bei der Energiewende. Hier sind wirklich viele Einflussfaktoren mitgedacht und realistisch nachgeahmt. Allerdings ist das politische Ziel des Spiels offensichtlich: Es soll für eine größere Akzeptanz der gemächlichen bayrischen Energiepolitik sorgen. Das Argument: Die Komplexität der Energiewende. Auch wenn das Bundesland lange als Dämpfer des deutschlandweiten Großprojekts galt, schreitet die Systemintegration der Erneuerbaren - wenn auch langsam - auch dort voran.
Ein Minus des Energiespiels ist, dass wieder einmal die Energiewende nur auf den Strom reduziert wird. Der Fokus liegt hier zwar auf dem wichtigen Thema Atomausstieg, da es sich aber um ein Lernspiel handelt, wäre auf jeden Fall ein Hinweis auf die Bedeutung von Verkehr und Wärmeverbrauch für die Energiewende mehr als wünschenswert.