Nachtspeicheröfen gelten unter den Heizungen als Relikte des vergangenen Jahrtausends. Doch im Zuge der Energiewende könnten Nachtspeicherheizungen als eine mögliche sinnvolle Ergänzung zu Heizungssystemen wieder ins Gespräch kommen. In unserem Beitrag erfahren Sie mehr über diese Art zu heizen und ob diese Heizsysteme heute noch Sinn ergeben.

So funktioniert eine Nachtspeicherheizung

Eine Nachtspeicherheizung ist eine Elektroheizung. Mit Strom werden überwiegend nachts Heizdrähte erhitzt, die über einen Wärmetauscher Wärme an Speichermedien wie Wasser oder Feststoffe, z.B. Magnesit abgeben. Darin bleibt die Wärme gespeichert, bis sie bei Bedarf am Folgetag oder über mehrere Tage abgerufen werden kann.

Nachtspeicherheizungen mit Wasserspeicher funktionieren ähnlich wie eine Gas- oder Ölheizung, nur mit dem Unterschied, dass Strom zur Wärmeerzeugung verwendet wird. Nachdem das Wasser in einem Pufferspeicher erhitzt wurde, kann es bei Bedarf abgerufen werden. Es wird dann über ein Rohrsystem in die einzelnen Heizkörper geleitet.

Weiter verbreitet sind jedoch dezentral gesteuerte Nachtspeicheröfen, deren Wärmespeicher aus Feststoffen bestehen und die ohne Rohrleitungssystem auskommen.

Hintergrund: Warum wurden Nachtspeicheröfen so populär?

In den 1950er- und 1960er-Jahren heizte die Mehrheit der Bürger in Deutschland mit Kohle oder Öl. Besonders die Kohleheizungen sorgten für eine starke Staub- und Geruchsbelastung in Ballungsgebieten. Deshalb wurden zu jener Zeit elektrische Nachtspeicheröfen propagiert.

In den folgenden Jahrzehnten wurden neben Kohle- auch Kernkraftwerke in Betrieb genommen. Damit alle Kraftwerke wirtschaftlich genutzt werden konnten, mussten diese am besten unter Grundlast rund um die Uhr laufen.

Da aber vor allem nachts weniger Strom verbraucht wurde, boten sich Nachtspeicherheizungen an, um diese überschüssige Energie aufzunehmen. In dieser Zeit entstanden schließlich auch die speziellen, vergünstigten Nachttarife der Stromproduzenten, welche die energieintensiven Nachtspeicheröfen zu einer günstigen Alternative zu anderen Heizungsanlagen machten.

Als aber schließlich in den 1970er-Jahren die Energiepreise stiegen und sich Öl- oder Gasheizungen mit deutlich höheren Wirkungsgraden und geringeren Betriebskosten sukzessive durchsetzten, verloren Nachtspeicherheizungen zunehmend an Bedeutung.

Muss ich meine Nachtspeicherheizung austauschen?

Nachtspeicherheizungen benötigen für die Wärmeerzeugung sehr viel Strom. Gleichzeitig wird der Strom sehr ineffizient genutzt, da trotz Speichermedien viel Energie bei der Umwandlung von Strom in Wärme verloren geht.

Als die Energieeinsparverordnung (EnEV) im Jahr 2009 umgesetzt wurde, wollte der Gesetzgeber gezielt gegen Geräte mit hohem Energieverbrauch und geringer Nachhaltigkeit vorgehen. Das Verbot von Nachtspeicherheizungen zielte vor allem auf große Heizungen in Mehrfamilienhäusern ab fünf Wohneinheiten ab, die extrem viel Energie verbrauchten. Im Jahr 2013 folgte jedoch eine Wende in der Politik. So wurde das Verbot von Nachtspeicheröfen wieder aufgehoben. Begründet wurde die Entscheidung damit, dass elektrisch betriebene Nachtspeicherheizungen sinnvoll seien, um bei Stromspitzen überschüssigen Strom aufzunehmen.

Diese Überlegung erscheint sinnvoll, denn der Anteil an alternativer Stromerzeugung mit Wind- und Sonnenkraft nimmt stetig zu. Wenn starke Winde wehen und die Sonne im Sommer lange scheint, geraten die aktuellen Stromnetze teilweise an ihre Grenzen und können den überschüssigen Strom nicht verwerten. Nachtspeicherheizungen könnten dann als „Abnehmer“ bei Spitzenstromlasten fungieren.

Aktuell steht kein Verbot für Nachtspeicherheizungen im Raum. Auch mit dem Gebäudeenergiegesetz, das 2020 die EnEV und EnEG abgelöst hat und welches im Januar 2024 in novellierter Form in Kraft trat, gibt es keine Einschränkungen für Nachtspeicherheizungen. Allerdings sollten sich Hausbesitzer immer fragen, ob sie wirklich diese sehr ineffiziente Heiztechnik mit deutlich weniger als 100 Prozent Wirkungsgrad weiternutzen wollen. Viele Nachtspeicheröfen geben zudem bis zu 70 Prozent der erzeugten Wärmeenergie unkontrolliert ab.

Im Vergleich: Eine Wärmepumpe kann aus 1 kWh Strom bis zu 5 kWh Wärme erzeugen und spart gegenüber Gas- oder Ölheizungen durchschnittlich 30 Prozent Heizkosten ein.

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Asbest in Nachtspeicheröfen

Viele der vor 1990 in Betrieb genommenen Nachtspeicherheizungen enthalten Asbest. Das Material wurde damals vor allem in Dämmungen und Isolierschichten verbaut. Allerdings ist Asbest krebserregend. Deshalb wurde der Stoff zu Beginn der 1990er-Jahre verboten.

Aus diesem Grund kann ein Austausch alter Nachtspeicheröfen sinnvoll sein. Dies gilt umso mehr, wenn die Oberfläche eines Heizkörpers beschädigt ist und die Gefahr besteht, dass Asbest in den Wohnraum dringen kann.

Wenn asbesthaltige Nachtspeicheröfen entsorgt werden, gelten besondere Bedingungen. Deshalb sollte vor dem Ausbau dieser Heizungen anhand der Herstellerangaben genau geprüft werden, ob die Geräte Asbest enthalten.

Vor- und Nachteile der Nachtspeicherheizung

Vorteile:

  • Ein Nachtspeicherofen benötigt keinen zentralen Feuerungskessel.
  • In der Standardausführung ist kein Rohrleitungssystem erforderlich.
  • Die Montage erfordert nur einen Stromanschluss und ggf. einen separaten Zähler für Nachtstrom.
  • Die Anschaffungspreise sind günstig.
  • Die Heizung kann für überschüssigen Strom aus alternativen Energien genutzt werden.

Nachteile:

  • Die Heizungen haben deutlich geringere Wirkungsgrade als zeitgemäße Heizsysteme wie z. B. die Wärmepumpe.
  • Als alleinige Heizung erzeugt die Nachtspeicherheizung hohe Stromkosten.
  • Es gibt kaum noch Stromanbieter mit verbilligten Nachttarifen.
  • Die Heiztemperatur kann nur ungenau eingestellt werden.
  • Ältere Heizkörper enthalten meist Asbest.

Kosten einer Nachtspeicherheizung

Günstige Nachtspeicheröfen sind schon ab 500 Euro pro Gerät erhältlich. Der Vorteil der niedrigen Anschaffungskosten wird jedoch aufgrund des hohen Stromverbrauchs zunichtegemacht.

Ein Beispiel:

Um eine Wohnfläche von 100 Quadratmetern in einem durchschnittlich gedämmten Haus zu beheizen, werden ca. 10.000 kWh Energie benötigt. Bei einem Preis von rund 25 Cent pro kWh Strom würden für die Nachtspeicherheizung rund 2.500 Euro an Energiekosten entstehen.

Fazit: Haben Nachtspeicheröfen eine Zukunft?

Angesichts des hohen Stromverbrauchs von Nachtspeicherheizungen kommt es für ökonomisch und ökologisch nachhaltig denkende Verbraucher nicht in Frage, diese Heizungssysteme als alleinige Heizung für ein Wohnhaus oder eine Wohnung zu verwenden. Dies gilt vor allem dann, wenn kein Ökostrom genutzt und die Energie überwiegend mit Atomstrom oder fossilen Brennstoffen erzeugt wird.

Eine Zukunft könnte die Nachtspeicherheizung als Ergänzung einer bestehenden Heizungsanlage haben, um günstigen Ökostrom zu verwenden, der vor allem bei Leistungsspitzen entsteht, zum Beispiel bei langer und intensiver Sonne im Sommer oder starken Winden über den Windkraftanlagen in der Nordsee.

Allerdings ist auch an dieser Stelle fraglich, ob der ökologisch produzierte Strom ausgerechnet von einem „Energiefresser“ wie der Nachtspeicherheizung genutzt werden muss. Zudem entstehen Leistungsspitzen in den Stromnetzen meist im Sommer, wenn Wind- und Sonnenkraft in Übermengen vorhanden sind. Und im Sommer ergibt eine Nachtspeicherheizung wiederum keinen Sinn.

Der Strom bei Spitzenlasten wäre in diesem Fall sinnvoller genutzt, wenn er eine Wärmepumpe betreibt.

Platz in der Nische

Somit bleibt für Nachtspeicheröfen theoretisch nur eine Nische als eine von vielen Möglichkeiten, um überschüssige Energie aus dem Stromnetz zu verbrauchen. Sobald sich die Zahl an Elektrofahrzeugen erhöht hat, werden diese dann vermutlich sinnvollere Energiespeicher sein.

Wer vor einer Sanierung oder Umstellung der Heizungsanlage steht, liegt deshalb meist besser, wenn er sich für eine nachhaltige und moderne Heizungsanlage wie eine Wärmepumpe entscheidet. Nachtspeicheröfen haben in einem modernen, nachhaltigen Heizkonzept mit hoher Energieeffizienz definitiv keinen Platz mehr.

Eine Neuinstallation dieser Heizgeräte ergibt daher kaum Sinn, zumal es für diese Heizsysteme keine Fördermöglichkeiten gibt. Im Gegensatz dazu erhalten Hausbesitzer bis zu 70 Prozent staatliche Förderung, wenn sie auf eine Wärmepumpe umsteigen. Auch im Betrieb zeichnet sich die Wärmepumpe durch ihre Effizienz und die deutlich geringeren Betriebskosten aus.

Auch in Stadtwohnungen überwiegen bei Fernwärme, Gas- oder Ölbrennwertgeräte sowie Photovoltaik die Vorteile hinsichtlich Energieeffizienz, Steuerbarkeit und Kosteneffizienz gegenüber dem Nachtspeicherofen deutlich. Eine Neuinstallation dieser Heizgeräte ergibt daher kaum Sinn.

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Profilfoto Autor Sebastian Sebastian ist Autor dieses Artikels und unser Experte auf den Gebieten Heizsysteme und Wärmewende. Wenn Sie Fragen zum Artikel oder Ihrem Heizungswechsel haben, schreiben Sie ihm: fragen@thermondo.de.