Wer Solarthermie nutzt, sollte seine Solaranlage entlüften und regelmäßig befüllen. So werden Schäden vermieden und die Lebensdauer erhöht. Wir zeigen Ihnen, wie Luft in die Solaranlage gelangt und was dagegen getan werden kann.

Wie kommt Luft in die Solaranlage?

Ihre Solarthermieanlage ist primär ein geschlossenes System. Innerhalb dieses Systems befindet sich die Solarflüssigkeit, ein Gemisch aus Frostschutzmittel und Wasser, das die Wärme aus dem Kollektor in einen Pufferspeicher im Haus überträgt. Da ein Teil dieser Flüssigkeit mit zunehmender Dauer verdunstet, muss die Solaranlage regelmäßig nachgefüllt werden. Wird die Solaranlage befüllt, gelangt auch bei größter Vorsicht Luft in das System.

Daneben gibt es noch eine weitere Ursache für Luft in der Solaranlage: Immer dann, wenn die Sonne sehr intensiv scheint, der Bedarf an Wärme in Ihrem Haus jedoch gering ist, staut sich die Solarflüssigkeit im Kollektor. Durch die intensive Wärmeentwicklung im Rohrsystem des Kollektors wird die Flüssigkeit zum Kochen gebracht. Dadurch entsteht Wasserdampf, dessen kleine Moleküle an winzigen undichten Stellen im Solarsystem entweichen.

Schließlich gibt es noch eine dritte Ursache für Luft in der Solaranlage. So können Dichtungen altersbedingt porös und durchlässig werden. Die Anlage füllt sich dann mit zunehmender Dauer mit Luft.

In allen Fällen kann es für Abhilfe sorgen, wenn Sie die Solaranlage entlüften.

Warum das Entlüften der Solaranlage wichtig ist

Luft in der Solarthermieanlage kann unterschiedliche Folgen haben. Insgesamt ist zu viel Luft im System langfristig immer schädlich für die Anlage.

  • Klumpenbildung bei der Solarflüssigkeit

Je mehr Luft in der Solaranlage zirkuliert, desto mehr kann diese mit der Solarflüssigkeit reagieren. Das Medium zur Übertragung der Wärme zersetzt sich dabei in seine Bestandteile, die sich im Rohrsystem absetzen und zu Klumpen führen. Diese Klumpen können schließlich die Rohre verstopfen, die Effizienz der Solaranlage enorm beeinträchtigen und im schlimmsten Fall zu dauerhaften Schäden am Kollektor führen.

  • Beeinträchtigung und Beschädigung der Pumpe

Kleine Luftblasen können sich in der Solaranlage zu großen Luftkammern zusammenschließen. Gelangen sie zur Pumpe, die die Solarflüssigkeit bewegt, kann die Pumpe leerlaufen. Durch den Leerlauf ist es möglich, dass die Solarpumpe überhitzt und beschädigt wird.

  • Eingeschränkte Schwerkraftbremse

Die sogenannte „Schwerkraftbremse“ soll verhindern, dass der Pufferspeicher in der Nacht zu stark auskühlt. Wenn keine Sonne scheint, also nachts, kühlt die Flüssigkeit im Solarkollektor ab. Diese Flüssigkeit ist dann kälter als die Flüssigkeit im Wärmespeicher und somit schwerer.

Sie drückt nach unten, während das warme Wasser vom Speicher nach oben drückt und ebenfalls auskühlt. Es entsteht somit ein umgekehrter Effekt: Der Wärmespeicher versorgt den Kollektor mit Wärme. Am nächsten Tag benötigt das Solarsystem dann viel mehr Energie, um wieder Wärme zu produzieren.

Die eingebaute Schwerkraftbremse verhindert diesen Vorgang. Ist jedoch zu viel Luft im System, kann die Schwerkraftbremse nicht zuverlässig arbeiten.

Entlüftung erhöht die Effizienz der Solaranlage

Es ist wichtig, dass Sie Ihre Solaranlage entlüften oder entlüften lassen, damit:

  1. die Solaranlage effizienter betrieben werden kann.
  2. das Solarsystem nicht beschädigt wird.
  3. die Solarthermieanlage eine längere Lebensdauer hat.

Keine Entlüftung bei Drain Back Solaranlagen

Für die Arbeit bestimmter Solaranlagen ist Luft im Kreislauf notwendig. Dabei handelt es sich um sogenannte „Drain-Back-Solarkollektoren“. Bei diesem System wird Luft eingeführt, wenn die Sonne scheint, aber keine Wärmeenergie benötigt wird. Diese Luft verhindert, dass das System überhitzt. Drain-Back-Solaranlagen müssen folglich nicht entlüftet werden.

Solaranlage entlüften – so geht’s

Um mögliche Schäden oder Probleme mit der Solaranlage zu vermeiden, sollte diese regelmäßig entlüftet werden. In der Praxis lassen sich die Anlagen manuell entlüften oder es wird ein automatischer Entlüfter installiert.

  • Entlüften in geschlossenen Systemen: Solaranlagen werden als geschlossenes System verbaut und bei Inbetriebnahme der Anlage komplett gespült und auch entlüftet. Ein zusätzlicher Entlüfter ist hier also nicht nötig. Diese Anlagen verfügen in der Regel über einen Luftabscheider in der Solarstation, über den bei Bedarf nachentlüftet werden kann. Dies wird, je nach Modell, manuell oder automatisch durchgeführt.
  • Manuell entlüften am Kollektor: Einige Solaranlagen müssen manuell entlüftet werden. Diese werden an entsprechenden Ventilen an jener Stelle geöffnet, wo sich die meiste Luft befindet – was oftmals an einem Kollektor ist. Wichtig ist, dass die Entlüftung stattfindet, bevor die Sonnenkollektoren sich erhitzt haben. Denn sonst droht die Gefahr, dass beim Öffnen der Ventile kochende oder sehr heiße Flüssigkeit und Dampf austreten und zu Verbrennungen führen können. Das Entlüften der Solaranlage erfolgt deshalb größtenteils in den frühen Morgenstunden.
  • Automatisch entlüften: Automatische Entlüfter lassen regelmäßig Luft aus dem System abströmen, indem sie selbständig Ventile öffnen oder schließen. In der Regel verfügen diese Systeme über eine automatische Absperrfunktion. Sie schließen die Ventile, sobald die Wärmeübertragungsflüssigkeit im Kollektor siedet.

Korrektes Befüllen verhindert Luftblasenbildung

Wenn Sie Ihre Solaranlage befüllen, können Sie bereits verhindern, dass Luft in das System gelangt. Das Befüllen sollte immer in kaltem Zustand erfolgen.

  • Spülen: Zunächst werden die Rohre der Anlage komplett durchgespült. Hierfür wird eine Pumpe benötigt. Bevor das Solarwasser eingefüllt wird, prüfen Experten in der Regel noch einmal die Dichtigkeit mit Druckluft.
  • Anmischen der Solarflüssigkeit: Um das Einfrieren bei Minusgraden zu verhindern, wird destilliertes Wasser mit mindestens 40 Prozent Frostschutzmittel gemischt. Das Mischen erfolgt in einem großen Behälter. Von dort aus wird die Flüssigkeit in die gereinigte Anlage gepumpt.
  • Einfüllen der Flüssigkeit: Die Pumpe wird so lange betrieben, bis alle Luft aus dem Rohrsystem ausgetreten ist. In der Regel ist das der Fall, wenn nur noch Flüssigkeit aus dem Ende der Solaranlage dringt.
  • Entlüften: Um auch letzte Luftreste entweichen zu lassen, wird die Solaranlage nach dem Befüllen noch einmal entlüftet.
  • Druck überprüfen: Im letzten Schritt wird der Druck der Solarthermieanlage kontrolliert. Er sollte den Vorgaben der Hersteller entsprechen, damit die Anlage effizient betrieben wird.

Fazit: Befüllen und Entlüften durch Fachbetrieb empfehlenswert

Das Entlüften und Befüllen einer Solarthermieanlage ist zwar mit wenig Werkzeug und vergleichsweise einfachen Handgriffen möglich. Dennoch sollte die Arbeit am besten von einem Fachbetrieb durchgeführt werden. Auf diese Weise bleiben zum einen mögliche Garantieansprüche erhalten und zum anderen ist sichergestellt, dass die Hausratversicherung mögliche Folgeschäden übernimmt.

Entlüften und befüllen Sie Ihre Solaranlage in Eigenregie, können diese Ansprüche entfallen. Schließlich spricht noch ein weiterer Aspekt für den Einsatz von Profis: Da die Solarkollektoren in der Regel auf dem Dach montiert werden, muss die Entlüftung auch auf dem Dach erfolgen. Zu Ihrer eigenen Sicherheit sollte diese Arbeit deshalb nur von Experten durchgeführt werden.

Wärmepumpe ab 9.000 €
Zum Festpreisangebot
Profilfoto Autor Sebastian Sebastian ist Autor dieses Artikels und unser Experte auf den Gebieten Heizsysteme und Wärmewende. Wenn Sie Fragen zum Artikel oder Ihrem Heizungswechsel haben, schreiben Sie ihm: fragen@thermondo.de.